„Frollein Motte“ (und die Vorgängerband „beige“) haben wir ja schon ein paar Mal fotografiert. Ebenso konnten wir im Februar und März 2018 im Studio hautnah miterleben, wie die Debüt-CD „Aus meiner Haut“ das Licht der Welt erblickte. Und nun stehe ich also direkt vor der Bühne in „Marias Ballroom“ in Hamburg, um bei der CD-Releaseparty die Songs aus dem Studio zum ersten Mal live zu erleben.
Es startet verhalten und ruhig in der „klassischen Dreierbesetzung“ von „Frollein Motte“ mit zwei Gitarren (akustisch und elektrisch) sowie der Stimme von Frontfrau Mandi Mottlau. Ihre Stimme erklingt von irgendwoher und dann stellt sich heraus, dass sie sich singend von hinten durch das Publikum im ausverkauften Ballroom zur Bühne durcharbeitet. Mehrere Songs aus der Frühphase der Band erklingen – durchweg ruhige und entspannte aber dennoch textlich sehr intensive Stücke. Dann entern mitten in einem Stück die restlichen Musiker der neuen und erweiterten Formation die Bühne und so wird es plötzlich sehr druckvoll: Eine Background-Sängerin, ein Bass, Drums und erstmalig Keyboards runden den Sound ab und wir sind mittendrin in den Songs des Debütalbums – die EP vom letzten Jahr rechnen wir jetzt mal nicht.
Die Songs gehen einerseits in den Kopf – dank der anspruchsvollen aber eingängigen deutschen Texte – und andererseits in die Füße – dank der fröhlichen und kraftvollen Musik. Nach meiner Meinung spiegelt diese Art von Musik den Charakter der Band wesentlich besser wider, als die sparsam instrumentierten Stücke zu Anfang. Hier können vor allem die Namensgeber Motte (Mottlau) und das Frollein (Mandi Mottlau) zeigen, was sie ausmacht: Eine positive Grundeinstellung und Fröhlichkeit gepaart mit Kraft und Substanz. Nichts wirkt seicht, nichts aufgesetzt und pseudobetroffen, wie bei vielen der derzeitigen Jammerbarden, die mit überproduziertem deutschsprachigem Einheitsbrei zurzeit im Auftrag der Majorlabels zum Geldmachen auf die Hörer losgelassen werden.
Nach gut neunzig Minuten endet dieses fantastische Konzert mit einer sehr ruhigen und unter die Haut gehenden Nummer, die Mandi alleine zur Pianobegleitung vorträgt. Und wer im Publikum vorne gestanden hat, der konnte am Ende des Liedes ihr tränenüberströmtes Gesicht sehen.
Fazit: „Marias Ballroom“ war an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu Recht ausverkauft und es bleibt den Mottes zu wünschen, dass sie mit dieser Produktion endlich einmal einen vernünftigen Kontrapunkt zum momentanen deutschsprachigen Einheitsbrei setzen können.