Bevor „Do you really want to hurt me“ als zweiter Song unter dem grünen Hut hervor erklang, blieb für die Zuschauer erst einmal Zeit, kräftig Luft zu holen…
Wer noch aus den Achtzigern des letzten Jahrhunderts ein Bild von Boy George und eine bestimmte Stimme in seinen Erinnerungen hatte, der musste sowohl optisch als auch akustisch kräftig umdenken: Nicht, dass Boy George nun weniger exotisch aussieht als damals, aber die Stimme hat sich doch gewaltig verändert. Sie klingt nun wesentlich dunkler, irgendwie „souliger“ als früher. Und so hatte das Publikum beim Opener „Victims“ mehr als genügend Zeit, sich auf den veränderten Klang seines größten Hits einzustimmen.
Im zweiten Teil des Abend kam Boy George dann noch einmal auf die Bühne, sang den zweiten großen Hit von „Culture Club“ (Karma Chameleon) und versuchete sich dann noch an „Always on my mind“ – nicht unbedingt ein Song, der mich in dieser Interpretation zu überzeugen wusste.
Müsste ich ein Fazit ziehen, dann würde ich wohl anmerken, dass es anscheinend schwierig ist, nach über 25 Jahren wieder auf die Bühne zu klettern, wenn das seinerzeitige sehr prägnante Erscheinungsbild so einem radikalen Wechsel unterworfen ist. Natürlich steht es jedem Künstler frei, sich zu verändern (und das ist auch gut so), aber bei Boy George fällt es mir sehr schwer, ihn heute wahrzunehmen und dabei gleichzeitig seine Stimme und seine Optik aus früheren Tagen aus meinem Kopf herauszubekommen…