ABBA vs. Musikantenstadel: Das Publikum

ABBA vs. Musikantenstadel: Das Publikum

Moin,

so, gestern Abend war ich bei → „ABBA The Show“ in Kempten.

Vorab: Ich mag ABBA seit 1976 sehr und kenne auch so ziemlich alles von denen mehr als gut. Und ich fand die Show gestern Abend auch recht gut. Dennoch habe ich nach sechs Songs fluchtartig die Halle verlassen!

Warum? Ich habe das Publikum in der Halle nicht mehr ausgehalten, bzw. das, was das Publikum aus der Show gemacht hat.

Ok, der Reihe nach: Eine komplett bestuhlte Halle habe ich ja nun schon desöfteren erlebt. Ein Publikum, welches überwiegend der Generation 40+ (und deutlich drüber) angehört, ist per se ja auch nicht schrecklich. Vielleicht hätte es mich schon vorher misstrauisch machen sollen, dass erschreckend viele Leute bei den von mobilen Marktschreiern dargebotenen Merchandising-Artikeln begeistert zugegriffen haben. So viele rosafarbige Cowboyhüte mit Plüschbesatz und Blink-LEDs habe ich noch nie auf einem Haufen Köpfe gesehen. „Was soll’s?“, dachte ich mir „Wird halt eine schöne ABBA-Party.“

Die Party startete allerdings etwas müde (vielleicht lag’s auch an dem einen oder anderen schwedischen Songtext, der bei einigen ABBA-Klassikern statt des englischen geboten wurde) aber schon bald kam das Publikum in Schwung. Und hier schließt sich nun der Kreis zum in der Überschrift bereits erwähnten Musikantenstadel: Was man ansonsten als geneigter Rockfan nur vom Wegsehen aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm kennt, wenn Florian Silbereisen und Konsorten über die Bildschirme flimmern, das konnte ich gestern Abend live erleben: Ein Publikum, welches voller Begeisterung gegen jeden Takt der Musik ein Lied wie „Chiquitita“ rhytmisch kaputtklatscht! Selbiges bei „Mamma Mia“, allerdings noch getoppt durch eine unsägliche „Wir-werfen-unsere-Ärmchen-abwechselnd-in-die-Luft-Choreographie“. Ich bin mir sicher: Wären keine Stühle in der Halle gewesen, sondern Bänke, dann wäre da auch noch geschunkelt worden.

Da frage ich mich doch ernsthaft, ob ich im falschen Film respektive Konzert bin. Natürlich altert das Publikum mit seinen Stars aus der Jugendzeit. Ich bin ja auch 35 Jahre älter geworden. Aber ich würde mich doch niemals derartig entblöden und bei einem solchen Konzert eine Verhaltensweise an den Tag legen, wie es beim Mutantenstadel üblich sein mag. Ich möchte keinem die Feierlaune und das tolle Konzerterlebnis einer ABBA-Show vermiesen, aber das Publikum gestern Abend hat mich dann doch rätseln lassen, ob ich entweder schon alt, starrsinnig und intolerant geworden bin oder ob ich im Gegensatz zum „Schunkelpublikum“ irgendwie geistig noch jung geblieben bin. Falls Letzeres zutreffen sollte, dann erschlagt mich bitte, bevor ich irgendwann einmal genauso werde wie die (gleichaltrigen) Leute gestern Abend.

Versöhnliches Ende des Abends: Ich habe nur 1,30 € für’s Parkhaus bezahlen müssen und auf der Rückfahrt gab’s dann erst einmal eine akustische Reinigung für die Ohren: ABBA aus dem CD-Wechsler – ohne das blöde Klatschen!

 
Comments

achja, kleiner Nachtrag: ich bin uebrigens dichter an Schweden dran als an Dir, so entfernungsmaessig 😀

oh wie ich Deinen Beitrag doch unterschreiben kann…

Vor einiger Zeit durfte ich die Tour fotografieren und anschliessend noch schauen – ich freute mich.

10. Reihe, ok, nicht wie ueblich in der nullten, aber nungut. Dass der Mensch vor mir groesser war als ich – Risiko, shit happens.

Aber die Truppe schraeg hinter mit, offensichtlich „auf Betriebsausfluchh, woll?“ *waeh*… Entweder wurde lauthals ueber das naechste Lied diskutiert, oder ebenso laut aus vollem Halse mitgesun^H^H^Hgroelt :/

Nur gut, dass die Musiker vorn davon nichts mitbekamen – so fiel es sicher auch nicht auf, dass nach der Pause in der 10. Reihe ein Sitzplatz freiblieb. Parken war fuer mich uebrigens seinerzeit frei *g* – aber dafuer hatte ich keine Abba-CD dabei 🙁

NordGruesse,

c-v

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