Moin,
Einleitung
Viel habe ich bereits über die neue 7D von Canon gelesen – wenig allerdings an Erfahrungsberichten aus der Konzertfotoszene. Und so bin ich eine ganze Weile um sie herumgeschlichen, bis ich mich entschlossen hatte, eine zu erwerben. Bislang hatte ich ja alle meine Gigs mit drei 20D fotografiert, in Ausnahmefällen kam sogar noch die alte 300D zum Einsatz. Und eigentlich reichten die Resultate aus, allerdings: Ein moderneres Werkzeug kann auch nicht schaden…
Erste Erfahrungen
Nun kam also die 7D zum ersten Mal zum Einsatz – und das gleich bei dem ersten Metal-Konzert, welches ich fotografiert habe. Licht war wenig bis kaum vorhanden und so konnte ich gleich den Härtetest mit hohen ISO-Einstellungen machen – doch der Reihe nach…
Handling:
Die 7D fühlt sich am Griff ein wenig kantiger an, als die 20D. Dadurch, dass das Daumenrad ein wenig kleiner zu sein scheint (ich habe das jetzt nicht nachgemessen) und auch ein wenig schwergängiger ist (vielleicht sind die an meinen 20D auch mittlerweile nur ausgeleiert), muss ich mich erst einmal bei der Bedienung ein wenig an das andere „Anfassgefühl“ gewöhnen. Insbesondere bei Hochformataufnahmen mit angeflanschtem Batteriegriff fällt das stärker auf. Der Rest ist halt canon-typisch, die vielen zusätzlichen Knöpfe stören mich nicht weiter und fügen sich logisch in das vertraute Bedienkonzept ein. Beeindruckend ist das große Display, hier ist der Unterschied zur 20D dramatisch.
Der Sucher hat zwar 100%-Abdeckung, das fällt aber eigentlich kaum ins Gewicht. Was allerdings sehr stark auffällt, das ist eine gesteigerte Brillianz, Helligkeit und Klarheit im Vergleich zur 20D.
Weiterhin fällt auf, dass die 7D leiser als die 20D ist und der Spiegelschlag auch nicht so sehr „rumpelt“ bzw. die Kamera erbeben lässt.
Geschwindigkeit:
Der AF ist phänomenal schnell. Gerade in sehr dunklen Lichtsituationen ist er sehr „bissig“ und greift schnell zu. Hier ist ein deutlicher Vorsprung gegenüber der 20D auszumachen. Bei gleichen Objektiven (10-22 EF-S, 24-70 2.8 L, 70-200 2.8 L) braucht die 20D wesentlich länger, um ein Ziel auszumachen – trotz Beschränkung auf das mittlere AF-Feld. An der 7D hatte ich den Zonen-AF gewählt und egal, wohin ich fokussierte, er traf fast immer und das sofort und ohne Verzögerung. Das war etwas, was ich bei den ersten Testschüssen (Landschaft vom Balkon, Katze im Dämmerlicht, etc.) nicht so deutlich bemerkt hatte. Im Konzert mit den schnellen Bewegungen der Musiker und den schlechten aber dennoch wechselnden Lichtverhältnissen spielte die 7D gegenüber der 20D allerdings ihren Entwicklungsvorsprung deutlich aus.
Sehr bemerkenswert auch der große Puffer der Kamera. Konzerte fotografiere ich standardmäßig in RAW. Ein RAW der 20D bringt etwa 7 – 9 MB auf die Waage, eines der 7D zwischen 28 – 32 MB. Ist bei der 20D bei Reihenaufnahmen meistens nach dem dritten oder vierten Bild erst einmal Warten angesagt (ich hasse die Anzeige „busy“ im Sucher), so wird die 7D zwar nach dem vierten oder fünften Bild etwas langsamer, auslösen kann ich aber dennoch immer noch. Ich hatte sicherheitshalber eine SanDisk Extreme mit 60 MB/s (UDMA) in der 7D, weil ich gelesen hatte, nur mit dieser Karte könne die Geschwindigkeit der Kamera so richtig ausgereizt werden. Gegen Ende des Konzertes packte ich dann eine alte 120x Karte in die Kamera und die funktionierte auch ohne große Geschwindigkeitseinbußen – allerdings gehöre ich auch nicht zu den Fotografen, die mit „schwerem Zeigefinger“ den Auslöser permanent bei höchster Bildfolge durchgedrückt halten.
Bildqualität:
Die erste ISO-Einstellung war 4.000. Hatte ich bei der 20D bislang maximal 1.600 genutzt, so wollte ich hier mit der 7D gleich „in die Vollen“ gehen und sehen, wie sie sich bei dieser Empfindlichkeit schlägt. Schon nach kurzer Zeit war allerdings klar: Es ist zu dunkel bei den Metallern! Also die Kamera auf 6.400 gedreht und auf die Überraschung zu Hause am Rechner warten… Die Überraschung kam und sie war nicht negativ. Natürlich rauschen Bilder, die unter schlechtem Licht mit ISO 6.400 gemacht werden – gar keine Frage. Sie rauschen aber nicht stärker, als diejenigen, welche mit der 20D unter denselben Bedingungen mit ISO 1.600 gemacht werden. (Die Rauschunterdrückung in der 7D stand übrigens auf „standard“.) Das RAW in ACR entwickelt, das Bild verkleinert und nachgeschärft und es ist beim JPEG kein Unterschied zwischen der 7D und der 20D zu entdecken. Mithin habe ich also einen Vorteil von zwei Blendenstufen bei qualitativ gleichem Output zu verzeichnen. Ich bin allerdings auch kein „Pixelpeeper“, der bei einer 400%-Ansicht auf dem Monitor in ISO 100-Bildern ein leichtes Rauschen ausmachen will. Mir reicht es völlig, wenn das fertige Bild auf dem Bildschirm oder im Print bei angemessenem Betrachtungsabstand brauchbar aussieht – den Käufern meiner Bilder geht es im Übrigen ebenso.
Vorläufiges Fazit
Die Anschaffung der 7D war eine gute Entscheidung. Ich habe nun ein Werkzeug, welches unter schlechten Lichtverhältnissen besser fokussiert, schnellere Bildfolgen ermöglicht, bzw. nach ein paar gemachten Reihenaufnahmen schneller wieder einsatzbereit ist und bei schlechten Lichtverhältnissen eine deutlich bessere Performance bezüglich ISO-Empfindlichkeit liefert.
Natürlich ist es ein wenig unfair die betagte 20D als Vergleich heranzuziehen, aber ich kann ja nur über die Kameras schreiben, die mir zur Verfügung stehen. Einen vergleichbaren Effekt hinsichtlich der Verbesserung meines Arbeitswerkzeuges hatte ich vor vielen Jahren, als ich erstmals die 20D im Vergleich zur 300D in den Händen hatte.
Bilder (nein, keine RAWs und erst Recht keine 100%-Crops) sind auf der Gigs-Seite von http://rockpixx.com zu sehen – dort einfach einmal nach Memmingen, 13.03.2010 bzw. → „Secret Sphere“, → „Freedom Call“ oder → „GammaRay“ Ausschau halten. Wer dort die Bilder aus der 7D von denen unterscheiden kann, die mit den beiden 20D gemacht worden sind, der sieht mehr als ich…
Schlußendlich
… steht für mich fest, dass die beiden verbliebenen 20D damit rechnen müssen, sehr bald ebenfalls durch eine weitere 7D ersetzt zu werden.
Mittlerweile habe ich nach knapp einem Jahr Gebrauch der 7D auf Konzerten ein erweitertes Fazit gezogen: http://rockpixx.com/wordpress/canon-eos-7d-auf-konzerten-update/