„Hereinspaziert meine Damen und Herren! Erleben Sie den einmaligen und unvergleichlichen Kampf der Schönen mit den Tasten! Sehen Sie die Pantherin im Duell mit dem Yamaha-Flügel. Nehmen Sie Anteil am Duell der Superlative!“ …
Moooment. Wir sind hier nicht im Zirkus und es steht auch kein Koberer vor der Tür eines zwielichtigen Etablissements auf der Reeperbahn, der uns hereinzulocken versucht. Wir sind zwar in Hamburg, in der O2 World genauer gesagt, aber das hier ist alles völlig seriös und nennt sich „AIDA Night oft he Proms“. Dennoch wäre die obige Ansage aber inhaltlich nicht verkehrt gewesen. Was ich da beim Auftritt der japanischen Pianistin Hiromi Uehara erlebe, das habe ich in der Form an den Tasten noch nicht gesehen: Einem Raubtier gleich belauert Hiromi das Instrument um unvermittelt die Tasten zu attackieren, anzuschlagen und ihnen ungewohnte Melodiebögen zu entreißen. Da ist der ganze zierliche kleine Körper gespannt wie eine Sprungfeder, die Mimik verrät äußerste Anspannung, ein Aufgehen in der Musik, eine entrückte Konzentration. Das mag jetzt übertrieben und kitschig klingen, beschreibt aber ganz gut, was den geneigten Zuseher und Zuhörer bei Hiromi erwartet. Gleichsam unberechenbar fängt sie mittendrin an zu improvisieren, versteigt sich in immer komplizierteren Arrangements, begleitet ihre gefundenen Klangkaskaden mit gutturalen Lauten, die einen Grollen gleich aus ihrer tiefsten Kehle herausrollen und vom entfernten Mikro über dem geöffneten Flügel dennoch dezent eingefangen werden. Das eingangs beschriebene Bild der Pantherin am Flügel gibt einen treffenden Vergleich. Nicht umsonst gilt Hiromi mittlerweile als eine der weltbesten und erfolgreichsten Künstlerinnen im Bereich Jazz-Rock-Fusion, die mit ihrer Art zu spielen Frische in ein totgespieltes Genre brachte und bringt.
Seit 5 Jahren fotografiere ich jetzt die „Night of the Proms“. Selten habe ich so einen beeindruckenden Act aus der Crossover-Bereich gesehen, wie hier. Der Abend hat gut begonnen…
[slideshow id=428]