Tag 4 – und somit der letzte Tag des Kurztrips nach London – beginnt mit einem wunderbaren Frühstück im sonnigen Garten. Nicht deutet darauf hin, dass die harmonische und friedfertige Stimmung plötzlich jäh unterbrochen werden wird. (Dieser Tag wird übrigens einmal in die Annalen der englischen Geschichte als der „Tag des großen Heckenscheren-Massakers“ eingehen.)
Eigentlich hatte ich also geplant, ganz entspannt nach dem Frühstück meine Koffer zu packen und mich dann von Grant nach Heathrow fahren zu lassen, den Boardingpass hatte ich bereits in der Nacht zuvor per Mail erhalten und auch schon ausgedruckt oben im Zimmer liegen. Und dann beschloss „Lovely Linda“ (die Frau von Grant), im Garten ein wenig die Büsche zurückzuschneiden – immerhin hatten uns noch kurz zuvor die Nachbarn auf einen feiertäglichen Vormittagsdrink besucht, bevor diese sich ebenfalls an die Arbeit in Ihrem Garten machten. Linda’s Arbeit begann also mit einer Gartenschere zu lauter Musik aus dem nachbarschaftlichen Garten. Und irgendwie beflügelte die Musik von „WHAM!“, „The Bangles“ und Co. Grant, sich die elektrische Heckenschere von besagten Nachbarn auszuleihen, um Linda ein wenig zur Hand zu gehen…
Sämtliche Büsche und Hecken waren anschließend deutlich kürzer als vorher. Dieser erste Einsatz mit der Heckenschere hat Grant übrigens so gut gefallen, dass er das Gerät gleich requiriert und in seiner Gartenlaube verschlossen hat.
Zum Glück sind alle Beteiligten und auch die Zuschauer dieser Aktion unverletzt geblieben, so dass ich anschließend körperlich unversehrt (von den seelischen Schäden erzähle ich nur meinem Psychotherapeuten) in Heathrow einchecken konnte.
Dabei fällt mir ein: Liebe Verantwortliche in Heathrow: Es ist ja nett, wenn Ihr auf den Herrentoiletten an den Waschbecken Schilder hinhängt mit der Aufschrift „Caution! Very hot water!“. Aber muss das Wasser wirklich so heiß sein, dass es einem die Haut von den Händen brüht? Da hilft es dann auch nicht mehr, wenn Ihr als Ausgleich dem Händetrockner einen solch heftigen Luftstrom spendiert, dass auch noch die letzten Hautfetzen von den Händen fliegen…
Der Flug nach Amsterdam verlief dagegen unspektakulär, es gab wieder die KLM-üblichen Käsecräcker. Aber meine Sitznachbarin war interessant: Asiatin, ca. Mitte 20, mit einer riesigen Handtasche im Format „Überseekoffer“. Darin befanden sich u. a.: ein Netbook, ein iPhone, ein Blackberry und ein iPod. Alles wurde eifrig parallel genutzt und der Höhepunkt dieser One-Woman-Show war sicherlich der, als sie in Ihre Handtasche griff und aus den unergründlichen Tiefen derselben ein glasloses Brillengestell hervorzauberte, um dieses aufzusetzen. Ein kurzer Blick in das spiegelnde Display des iPods überzeugte sie dann auch vom korrekten Sitz des Nasenfahrrades.
Amsterdam Schiphol ergab dann wieder das schon bekannte Spielchen mit erneuter Passkontrolle und Durchleuchtung. Meine Sitznachbarin dieses Mal war eine nette junge Schwedin – leider vertrug sie den kredenzten Weißwein nicht wirklich gut… Ach ja: Bei der Begrüßung der Passagiere nach München stellte sich der KLM-Pilot mit dem Nachnamen „Quax“ vor – ungute Erinnerungen an den Heinz Rühmann-Film „Quax der Bruchpilot“ kamen in mir hoch, wurden aber zum Glück nicht bestätigt.
Und somit war mein Trip nach London zu einem guten Ende gekommen – Wiederholung nicht ausgeschlossen.
PS: Nachdem ich also heil wieder zu Hause angekommen war, haben wir uns einen Ausdruck vom oben gezeigten Bild zwei Tage später von Grant nach dem Konzert mit „Barock“ (Bilder s. → hier) natürlich signieren lassen.