Heute mal das Fazit vorweg: Wenn ein Musiker aus Belfast zwischen zwei Songs kurz nach Beginn des Konzertes in wunderbar akzentbehaftetem Deutsch sagt: „Ick bünn su alt för denn Schaiss!“ und somit unseren Standardspruch rezitiert…
… dann hat er bei mir damit schon fast gewonnen.
Aber nun zum Sachlichen: James Brown aus Belfast alias „The King“ singt Songs im Stil von Elvis. Das ist in meinen Augen etwas deutlich anderes als das, was tausende von – mal guten, mal peinlichen – Elvis-Imitatoren rund um den Globus machen. Bei ihm zählt die Stimme, die der des Originales sehr ähnlich kommt. Sein Hüftschwung ist vielleicht etwas gebremst, aber das vermisst man nicht wirklich – ebenso wenig, wie die pomadige Haartolle oder die monströse Sonnenbrille, die ansonsten ja unverzichtbar erscheinen. Er steht im eleganten grauen Showanzug mit schwarzen hochglanzpolierten Leder-Slippern auf der Bühne und singt und tanzt drauflos. Unterstützt von seiner vierköpfigen Begleitband (git, bass, key, dr) performt er sich durch die Greatest Hits der Pop- und Rockgeschichte der (gefühlt) letzten 300 Jahre. Ob er nun „Sympathy for the Devil“ von den „Rolling Stones“, „Crazy little Thing called Love“ von Queen, „Whole lotta Rosie“ von „AC/DC“, „No Woman no Cry“ von Bob Marley oder natürlich auch „Suspicious Minds“ von Elvis himself singt: Jede Stilrichtung passt, klingt irgendwie nach Elvis aber dennoch auch nach dem Original. Auch die Begleitband lässt einen sofort die Originale erkennen, prägt diese aber dennoch durch ihren eigenen individuellen Sound ohne diesen aber dem Original einfach nur überzustülpen und es damit zu verschandeln. Das ist musikalisch eine ganz besondere Erfahrung, die der Konzertbesucher in der sehr gut gefüllten Räucherei da an diesem Abend machen darf.
Nach mehr als 10 Jahren Wartezeit, die seit James Browns letztem Besuch in Kiel vergangen sind, sind die Konzertbesucher ganz bestimmt nicht enttäuscht worden: „The King“ gewährte eine Audienz, viele kamen und alle waren glücklich. Glückwunsch auch an den Veranstalter für seine gute Entscheidung, diesen Act wieder einmal nach Kiel zu holen.
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