So, Tag-2 ist vollbracht und dieses Mal war es Schwerstarbeit. Nicht, dass ich außergewöhnlich viele Bands fotografiert hätte oder über Gebühr durch die Gegend gelaufen wäre – nein, es war einfach nur zu heiß! Dafür kann natürlich keiner etwas und ein wenig Sonne ist immer noch deutlich angenehmer, als zu viel Regen und Sturm, aber dennoch, es ist nicht wirklich einfach, so einen Festival-Tag zu überstehen. Von daher gibt’s dieses Jahr aus Wacken auch keine Matschbilder, dafür sind die Mädels aber so schick leichtbekleidet, dass ich zu vielen anderen schönen Fotomotiven komme…
Was allerdings noch erwähnt werden sollte, dass ist, wie der Veranstalter mit der Situation umgeht und das ist in meinen Augen nicht wirklich positiv. Dass es für die Presse keinen gescheiten Arbeitsbereich gibt, sondern dass dieser lieber den Leuten zur Verfügung gestellt wird, die bereit sind, viel Geld für ein sogenanntes „VIP-Ticket“ zu bezahlen, ist wohl ein notwendiges Übel, wenn man sich darauf einlässt, vom größten Metal-Spektakel der Welt zu berichten. Dazu gehört dann auch, dass man für das Nachladen von Akkus einen Euro berappen darf, da es nicht wirklich Strom im „Pressezelt“ gibt. Dass die Gepäckaufbewahrung pro Tag zwei Euro kostet, Schwamm drüber. Dass WLAN pro Tag im Infield acht Euro kostet, Schwamm drüber. Aber dass einem als Medienvertreter am Eingang zum VIP-Bereich jegliche Wasserflaschen aus dem Fotorucksack konfisziert werden, halte ich bei den Temperaturen nicht nur für Geldschneiderei, sondern schlicht für unverantwortlich. Ich mag nicht für ein lauwarmes Beck’s 20 Minuten Schlange stehen, um dann drei Euro dafür zahlen zu müssen. Zudem trinke ich während der Arbeit keinen Alkohol und bei der Hitze ist es auch nicht angeraten. Cola (drei Euro) hilft auch nicht weiter und für den Becher Bonaqa drei Euro zu verlangen, halte ich für frech. Ich kann es ja verstehen, wenn die Firma Becks, Tim Mälzer und Herr Gosch aus Sylt unbedingt ein paar Taler verdienen wollen und müssen, aber das bitte nicht auf Kosten der Gesundheit anderer.
Fazit nach Tag-2: „Wacken“ scheint den Weg einzuschlagen, dass erstens Presse eigentlich nur noch stört und da diese aber sowieso kommt, dann auch vor Ort geflissentlich ignoriert werden kann (das gilt übrigens ausdrücklich nicht für die Mitarbeiter, die die Fotografen im Graben betreuen!) und zweitens verkommt „Wacken“ in meinen Augen immer mehr zu einer „Zirkusveranstaltung“, in der schon lange nicht mehr die Artisten in der Manege im Mittelpunkt stehen, sondern die Zuckerwatteverkäufer, die sich zwischen den Zuschauern drängeln und mit übergroßer Lautstärke ihre Klebrigkeiten ausrufen.
Schade eigentlich, wenn ein „Gegenentwurf zur konsumorientierten Mainstreamkultur“ diese nicht nur schlecht kopiert, sondern sogar noch überholt.
PS: Nein, ich bin nicht schlecht gelaunt wegen der Hitze. Ich war in diesem Jahr auch schon auf anderen großen Festivals, wo es ebenfalls sehr heiß war. Dort gab’s aber Wasser in Mengen zum Nulltarif – vor allem für die Zuschauer vorne. In Wacken käme allerdings niemand auf die Idee, dieses den Zuschauern zukommen zu lassen – sollen sie sich doch etwas kaufen, bevor sie kollabieren, danach brauchen sie ihr Geld sowieso nicht mehr!