Das war jetzt also mein drittes W:O:A als Fotograf mit Pitpass in Folge. Zeit, mit ein paar Tagen Abstand ein persönliches Fazit zu den Arbeitsbedingungen zu ziehen. Mit diesem Hintergrund seien die folgenden Anmerkungen auch zu verstehen. Ich kann also nicht auf Erfahrungen zurückgreifen, wie toll das alles zu den Zeiten gewesen ist, als alle Besucher noch glücklich mit der Pferdekutsche angereist sind, das Bier noch zwanzig Pfennige kostete und überhaupt alles viel besser gewesen sei.
Schon meine erste Begegnung mit den Menschen des Festivals in diesem Jahr war deutlich positiver als noch 2012 oder 2013: Alle machten einen recht entspannten, kompetenten und freundlichen Eindruck. In den Jahren zuvor hatte ich schon zu Beginn (CheckIn, Zugang zum Press/VIP-Bereich) oftmals das Gefühl, als Pressevertreter lediglich ein notwendiges Übel zu sein. Ganz anders in diesem Jahr: Freundliche Gesichter, kompetente Antworten und – trotz des hohen Besucheraufkommens – eine durchaus entspannte Grundstimmung. Egal, ob ich beim CheckIn Fragen hatte, am VIP-Campground im fließenden Verkehr irgendwie der PKW gewendet werden musste oder aber der Shuttlebus schon im losrollen war und mich dennoch noch einsammelte: Stets hatte ich das Gefühl, willkommen zu sein.
Durch die Verlagerung des Press/VIP-Campgrounds war das Infield weit entfernt, dafür wurde ein Shuttle-Bus eingesetzt. Natürlich kann man sich darüber beklagen, dass dieser zu Stoßzeiten sehr voll war und dass er vielleicht öfter hätte pendeln können, das tue ich aber nicht. Ich persönlich bin mit dieser Regelung sehr gut zurechtgekommen und war dankbar für diese Lösung. Der eigentliche Press-/VIP-Bereich am Infield lag zwar weiter weg vom Geschehen auf den Bühnen, dafür kam er mir aber größer und übersichtlicher vor. Auch hier habe ich wieder – im Gegensatz zu den Vorjahren – deutlich freundlichere und kompetentere Mitarbeiter an den Countern erlebt. Auch das Pressezelt hat mich in diesem Jahr mehr als positiv beeindruckt: Endlich richtige Arbeitsplätze, endlich genügend Steckdosen und endlich nicht mehr hunderte von nervigen PayVIPs, die einem die Plätze streitig machen und den ganzen Tag dort nur mit einem Gläschen Prosecco in der Hand herumlungern, damit sie gesehen werden. Und endlich einmal keine lärmenden Promostände für irgendwelche idiotischen Konsolenspiele. Dass das WLAN mitunter wohl überlastet war, ist zu verschmerzen. Wer dringend auf so etwas angewiesen ist, der sollte das entsprechende Handwerkszeug selbst dabei haben und sich zu helfen wissen. Es hat jeder Fotograf schließlich auch seine eigenen Kameras dabei und verlässt sich nicht blind darauf, dass wohl vom Veranstalter vor Ort welche gestellt werden.
Auf dem Gelände selbst fiel mir als Erstes auf, dass es jetzt endlich „Wasser für alle zum Nulltarif“ gegeben hat. Das ist eine sehr löbliche Sache und es kann nicht oft genug erwähnt werden, dass die Verantwortlichen hier endlich begriffen haben, dass so etwas zwingend erforderlich ist – vor allem bei den an diesem Wochenende herrschenden Temperaturen. Gut auch die permanent auf den Videowalls eingeblendeten Hinweise, diese Wasserstellen bitte auch zu nutzen. Gerade 2013 war ich reichlich angefressen gewesen, dass mir als Fotograf bei der Einlasskontrolle zum Pressebereich meine beiden (Kunststoff-) Wasserflaschen von der Security konfisziert worden waren.
Die Pitcrew hat höchst professionell und umsichtig gearbeitet und viel für eine gute Stimmung unter den im Graben tätigen Fotografen getan. Gerade auch die Situation mit dem Vertrag von „Megadeth“ wurde schnell und professionell dadurch gelöst, dass zeitlich passend etliche nette Mitarbeiterinnen mit ausreichend Blankoverträgen zur Stelle waren und es somit allen, die „Megadeth“ trotzdem fotografieren wollten, auch möglich machten, dieses zu tun. Auch die Security machte einen deutlich entspannteren Eindruck als noch in den Jahren zuvor. Gut zu beobachten war das beim Umgang mit den Crowdsurfern, die massenweise vorne angelandet wurden. Ebenfalls wurde auch hier das Publikum in den ersten Reihen permanent mit Wasser versorgt – etwas, das in den vergangenen Jahren nur widerwillig und gegen Bezahlung getan wurde. Kompliment für diese neue Verhaltenslinie!
Eine Kleinigkeit habe ich dann aber doch noch zu kritisieren, ich bin mir aber sicher, dass dafür 2015 auch noch eine Lösung gefunden wird: Durch die Verlagerung des Pressebereiches weiter weg von den Mainstages war es ein recht weiter Weg zu diesen. Das ist generell zwar kein Beinbruch (ich kenne Veranstaltungen, da habe ich weitere Wege zurückzulegen), aber es bedurfte eines ausgefeilten Zeitmanagements, um diese längeren Wegezeiten entsprechend in der persönlichen Running Order unterbringen zu können. Davon abgesehen war es mitunter schwer, sich kamerabehängt durch die Massen einen Weg zum Grabeneingang bahnen zu müssen. „Kamerabehängt“ meint hier nicht „ich habe eine Kompakte am Hals baumeln.“, sondern bezieht sich darauf, dass man mehrere Kameras mit großen Objektiven im Wert von etlichen tausend Euros in Form von etlichen Kilo Gewicht am Körper irgendwie heil durch die feiernde Masse bugsieren muss. Da würde ich mir wünschen, dass die Verantwortlichen für die Zukunft eine Art „Fast Lane“ neben dem Infield schaffen könnten, damit die Wege für uns Fotografen schneller und unkomplizierter zu bewerkstelligen sind.
Mein persönliches Fazit: Zum ersten Mal habe ich mich als Pressevertreter auf dem W:O:A in diesem Jahr richtig willkommen gefühlt. Die Verantwortlichen haben einiges geändert, manches davon wird sich mit Sicherheit in der Zukunft auch noch rundlaufen und insgesamt sehe ich das W:O:A auf einem guten Weg, um auch noch weitere Jubiläen zu erleben. So, wie ich im August 2013 nicht sicher war, 2014 überhaupt wieder dorthin zu wollen, genauso sicher bin ich mir jetzt, dass ich 2015 auf jeden Fall wieder von dort berichten werde.
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